CESARINA BENTO
In der romantischen Literatur der Kanarischen Inseln gab es wenig bekannte Schriftsteller, und noch weniger auf den kleineren Inseln. Deshalb ist die Dichterin Cesarina Bento aus Agulo ein geradezu paradigmatischer Fall.
Sie kam 1845 in Agulo zur Welt, aber mit nur 10 Jahren zog ihre Familie mit ihr nach Kuba, wo sie ihre Jugend verbrachte. Ihr Vater José Ramón Bento Peraza de Ayala, ein Großgrundbesitzer aus La Gomera, beschloss, sich in Kuba niederzulassen und sein Vermögen in Landgüter und Land mit Stallungen in San Andrés zu investieren.
Sie wurde in jener Zeit in der Schule El Salvador erzogen, eine der besten Schulen des kubanischen Großbürgertums, die sich nach den Lehren des Pädagogen José de la Luz Caballero richtete, dem Begründer des lateinamerikanischen Laizismus.
Die Dichterin kehrte 1863 nach Agulo zurück. Im Alter von 26 Jahren verheiratete sie sich mit ihrem Vetter Fernando Bento, der 19 Jahre alt war. Es handelte sich um eine Geldheirat zwischen Angehörigen des Großbürgertums der Insel, bei der Eigentum in der familiären Linie zusammengeführt wurde. Seit Cesarina sich in La Gomera niederließ, widmete sie sich gleichzeitig ihrer künstlerischen Arbeit und den Aufgaben einer Dame des Großbürgertums.
Sie starb 1910 und hinterließ eine Vielzahl an größtenteils unbekannten Arbeiten. Aber erst 1940, als sich der Dichter und Geschichtswissenschaftler Sebastián Padrón Acosta mit ihr befasste, wurde ihr Name allmählich in den Kunstkreisen der Kanarischen Inseln bekannt. Unter ihren interessanten Kompositionen muss man vor allem El asesino condenado a muerte (Der zum Tod verurteilte Mörder) erwähnen, obwohl ihr vielleicht wichtigstes Werk das sehr persönliche Buch mit dem Titel Libro de Cesarina Bento y Montesinos (Buch der Cesarina Bento y Montesinos) ist.
Ihr Stil ist typisch für die viktorianische Epoche auf den Kanaren, und er gleicht dem anderer Dichterinnen der Inseln wie Victorina Bridoux. Die Poesie von Cesarina ist ohne Umschweife, sehr ehrlich und sie beschreibt Landschaften und unterschiedliche Realitäten. In den Werken von Cesarina sind die Jahre zu spüren, während derer sie in Kuba lebte und zu der Gesellschaft von La Havanna mit ihren Gesprächsrunden und ihrer Modernität gehörte. Sie wünschte sich ein glückliches Gomera, sie suchte nach dem Glück, und sie war mit berühmten Reisenden in Verbindung, die auf die Insel kamen, z. B. mit R. Verneau, und lud diese in ihr Haus ein.